Das Ansprechen

17.07.2015

Ich hab mich einmal gefragt, wozu noch etwas formulieren? Es ist alles schon unzählige male ausgesprochen worden. – Aber es geht nicht nur ums Aussprechen, sondern vor allem ums Angesprochen-werden, darum sich angesprochen zu fühlen. Dann erst ist ein Begreifen, bezüglich wesentlicher Lebensthemen erst möglich. Für mich ist das ein ständiges Ringen, um die im jeweiligen Zusammenhang stehenden Begriffe, für ein Begreifen zu finden.

Eines Tages hab ich einer Frau gesagt sie müsse, hinsichtlich ihrer Beziehungsproblematik, aus der Anpassung heraus. Sie hat gemeint sie versteht mich nicht. Dann hab ich gesagt es geht darum sich zu befreien. Plötzlich war da ein erlösendes Aufatmen zu hören. Worauf sie gleich noch hinzufügte: „Das wollte ich hören!“

Man kann jemanden das Richtige sagen und zu ihm dennoch nicht vordringen. Die Inhalte verlangen nach Entsprechungen durch entsprechende Worte. Es gilt diese Begriffe, die Sinn gebenden Zusammenhänge, durch ständiges Ergründen zu finden. Sprachbedeutungen ändern sich und deren Zugänge sind individuell unterschiedlich. Abgesehen davon sind diese Zugänge häufig verschüttet, durch Prägungen, „Überzeugungen“ blockiert und sehr oft tauchen Übertragungen, in den Kleidern des „Guten“, auf. Deswegen darf man nicht ruhen, die aus der Gegenwart verdrängten Lebensthemen, im Vergegenwärtigen zu benennen.